Der andere Blickwinkel
Persönliche Ansichten unserer Welt- in Gedanken und Bildern.

Gibt es DEN Feminismus überhaupt?

Um über Den Feminismus reden zu können, muss es Den Feminismus natürlich auch geben - gibt es Den Feminismus?

Feminismus ist eine gesellschaftliche Bewegung, aber wie definiert man eine gesellschaftliche Bewegung? Gibt es 'Den Feminismus'? Entscheidend bleibt da letztlich nur das Bild, das die Mitglieder der Bewegung, hier also die Feministen, von sich selbst und ihrer Bewegung konstruieren: Feminismus wird durch die Feministen definiert, also durch die Personen, die sich selbst als dieser Bewegung zugehörig erklären und Feministen nennen, und darüber hinaus noch durch Personen, die von Feministen als dazugehörig, also auch als Feministen, erklärt werden. Das können sehr unterschiedliche Personen sein - und sagt über Inhalte zunächst nichts aus.

Feminismus-Ikone Antje Schrupp schrieb einmal "Als Feministinnen haben wir nur Paradoxien anzubieten" - Paradoxien sind unauflösbare logische Widersprüche. Für sie ist der Feminismus ganz offensichtlich die Menge all derer, die mitmachen, auch wenn sie sich grundsätzlich und unauflösbar widersprechen. Das bestätigt, dass Feminismus einfach nur über seine Mitglieder definiert wird, konsistente Positionen sind nicht erforderlich, eine scharfe Definition ist also unmöglich. Wenn man Feminismus aber nicht scharf definieren kann, gibt es ihn dann überhaupt?

Wer schon mal den Himmel gesehen hat wird wissen was Wolken sind. Begegnet man Wolken allerdings aus der Nähe, z.B. auf einer Bergstraße, stellt man fest, dass sie keine scharfen Grenzen haben und eigentlich nichts als Nebel sind. Trotzdem wird man nicht leugnen, dass es Wolken gibt. Mit dem Feminismus ist es genauso: seine Grenzen sind zwar nicht scharf definierbar, aber man erkennt dennoch, was dazu gehört; es gibt ihn also und man kann ihn beschreiben.

Feminismus wird also im Kern durch die Personen 'definiert', die sich selbst Feministen nennen, oder die von anderen Feministen dazu gerechnet werden. Diese Personen schreiben ihre Vorstellungen von Feminismus oft nieder, z.B. in Manifesten, Blogs oder Artikeln, oder schreien sie öffentlich heraus, und füllen so das Bild des Feminismus mit Inhalten. Jetzt können auch die Inhalte herangezogen werden, um Feminismus enger zu beschreiben, so dass Personen und Inhalte im dynamischen Wechselspiel den Feminismus ausmachen: immer in Bewegung und flexibel, aber dennoch klar zu fassen.

Logischerweise gibt es auch Personen und Ideen, die nicht zum Feminismus dazu gehören; hier müssen die Feministen gegebenenfalls selbst für die erforderliche Abgrenzung sorgen. Diese mag manchmal etwas schwierig sein, aber wer nicht von der überwiegenden Mehrheit der Feministen ausgeschlossen wird, gehört dazu - und jede Gruppierung muss sich an den Extremen messen lassen, die sie in ihren Reihen duldet oder gar willkommen heißt.

Zusammenfassung

Formal kann man also sagen, 'Den Feminismus' gibt es; Er ist eine dynamische, sich an den Rändern dauernd verändernde, gesellschaftliche Bewegung, die durch ihre Mitglieder und deren Veröffentlichungen definiert wird. Mitglied ist, wer sich Feminist nennt oder von anderen Mitgliedern Feminist genannt wird. Inhaltlich muss man sich die Veröffentlichungen der Feministen ansehen, in Schrift und Sprache. Das findet man tausendfach im Netz und zu ausgewählten Themen auch im Folgenden.