Der andere Blickwinkel
Persönliche Ansichten unserer Welt- in Gedanken und Bildern.

Denkfehler

Es gibt immer wieder Denkfehler, die zu Katastrophen führen können. Zwar gibt es oft die Notwendigkeit, Sachverhalte zu bewerten und das lässt durchaus Raum für ganz unterschiedliche Meinungen, aber es gibt auch systematische Denkfehler, die zu vermeiden sind, bevor man mit einer Bewertung beginnen kann.
Ein ganz typischer Denkfehler ist:

Ich weiß, was richtig ist

Die eine richtige Lösung gibt es meistens nicht, sondern nur eine Reihe von Pro und Kontra Argumenten, die gegeneinander abzuwägen sind. Dennoch sind viele Menschen ganz verbissen der Ansicht, sie wüssten so sehr, was richtig ist, dass sie das Recht hätten, ihre Überzeugung jedem aufzwingen zu dürfen - genau so wie Donald Trump der gerade äußerte, 'Wer sein Land rettet, verstößt gegen kein Gesetz'. Wer genau sein Land rettet, weiß natürlich nur der Retter selbst, der ja dem Rest der dummen Menschheit hoch überlegen ist und manchmal sogar von Gott gesegnet; zumindest in seiner Selbsteinschätzung.

Bei uns waren dass z.B. die Klimakleber, die glaubten, sie wären vom Gott der Wissenschaft auserwählt die Menschheit zu retten, aber auch farblich bestimmte Politiker, deren Namen man nicht denken darf, weil sonst morgens um sechs die Polizei in der Bude steht und die Betten durchwühlt. Ist es ein Zufall, dass ausgerechnet diese Politiker behaupten, die Demokratie retten zu wollen, wo sie doch selbst zu den Feinden der Demokratie zählen? Natürlich gemeinsam mit den anderen 'Rettern' der Demokratie, deren Farbe man erhält, wenn die anderen ihre Farben zusammen-schütten und umrühren: aktuell ist die Demokratie von beiden extremen Seiten unter Druck und wenn ich die Historiker richtig verstehe - ich selbst bin keiner - war das in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts ähnlich. Vielleicht steht uns ja die Sch.... schon bis zum Hals - eingebrockt haben sie uns die Politiker, die mehr an der Spaltung der Bevölkerung arbeiten, als an der Lösung der wirklichen Probleme. Und sie alle sind davon überzeugt zu wissen, was richtig ist ...

Meinungsbildung

In meiner Jugend und als junger Erwachsener war die Atomenergie ein Thema, das die Menschen in zwei Lager trieb: auf der einen Seite die Industrie, die sagte, man hätte alle Energieprobleme der Zukunft gelöst, dabei aber an die Milliarden dachte, die sie damit verdienen konnte wenn sie ausreichend subventioniert wurde; auf der anderen Seite die 'Atom-Gegner', die den Untergang der Menschheit und die Unbewohnbarkeit des Planeten beschworen und glaubten, die Welt retten zu müssen. Damals stand ich zwischen den beiden Lagern. Es gab da erhebliche Vorteile der Atomenergie: Ich selbst war im Schatten von Kohle- und Abraumhalden aufgewachsen und kannte den Dreck in der Luft, und die Kohlekraftwerke wurden mit endlosen Güterzügen mit Millionen Tonnen von Kohle versorgt. Die Bergwerke hatten schon viele Menschenleben gekostet, durch Unfälle, aber auch durch Erkrankungen der Bergleute. Außerdem waren fossile Energieträger auch sehr wichtige Grundstoffe für die chemische Industrie; die durfte man nicht einfach verbrennen. Atomenergie konnte diese einsparen.

Die Atomenergie war dagegen sauber. Das Höllenfeuer war in dicken Stahl eingeschlossen und mit nicht zuletzt deutscher Ingenieurskunst gebändigt worden. Aber es gab auch die andere Seite: was, wenn es nicht so lief, wie geplant? Theoretisch konnte ein Reaktor 'durchgehen' - was wäre dann in einem dicht besiedelten Gebiet? Die Katastrophe könnte unvorstellbare Ausmaße annehmen. Und die Gewinnung des Urans war auch nicht so unproblematisch, wie es auf den ersten Blick aussah. Dazu die Frage, was man mit den strahlenden Abfällen machen sollte. Zwar hatte 'Die Menschheit' bisher immer Lösungen für akute Probleme gefunden, aber das war keine Regel, es gab keine Garantie. Auf der anderen Seite: Garantien gibt es im Leben nie. Wenn's mit der Atomenergie gut lief, war sie toll, wenn nicht ... da wollte ich gar nicht dran denken.

Summa summarum ging es darum, Risiken einzuschätzen und gegeneinander abzuwägen und so landete ich bei etwa 55 kontra zu 45 pro Atomkraft und stand zwischen den Lagern. Bis eine sehr gottesgläubige Person in einer Diskussion die Position vertrat, es gäbe die gute Strahlung, die uns der Liebe Gott bescherte, und die böse Strahlung, die der Mensch erzeugte; da vertrat ich für den Rest der Diskussion nur noch die Pro-Meinung, mit dieser Person wollte ich einfach nicht auf der gleichen Seite stehen. Später war ich wieder eher gegen die Atommeiler, aber immer knapp.

Als dann sichtbar wurde, dass das CO2 der Verstromung fossiler Brennstoffe zu einem Klimawandel führte, der weltweit schlimme Konsequenzen haben wird, kehrte sich meine Einschätzung wieder um und ich änderte meine Meinung. Bei der Abwägung der Risiken stand bei mir jetzt die CO2-Frage im Vordergrund. Heute denke ich, die Argumente pro Kernenergie sind überzeugender als die kontra - und jetzt 'pro' sein heißt eben nicht 'für immer pro' sein. In einigen Jahrzehnten werden erneuerbare Energiequellen zusammen mit neuen Speichertechnologien weltweit die einzigen Energiequellen sein, aber bis dahin sollten Atomkraftwerke den Grundlast-Anteil bei der Stromversorgung decken. Wenn wir auf dem Weg in diese schöne Zukunft vorher alles zerstören, was wir sonst noch so zum Leben brauchen, werden wir nie in dieser tollen Zukunft ankommen.

Ein ganz grundlegender Denkfehler ist damit die Vorstellung, die Welt sei ganz simpel, 'ich' würde die klare Lösung für alle Probleme kennen und 'meine' Seite wäre darum so sehr die richtige, dass 'ich' das Recht hätte, 'meine' Vorstellungen gegen alle Widerstände zu erzwingen. Dieses 'gegen alle Widerstände erzwingen' hat die Ampel-Regierung drei Jahre lang vorgeführt - und darum haben wir jetzt 20% rechte Faschisten im Parlament sitzen.

Aber es gibt noch weitere klassische Denkfehler, die auf den folgenden Seiten erklärt werden:

Stand: 05.03.2025