Der andere Blickwinkel
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Wie Genderer sich selbst entlarven

Da beklagt sich Bent Freiwald von Krautreporter in einem Artikel über das Gender-Verbot an Bayrischen Schulen, weil es die Freiheit der Lehrer einschränke, selbst zu entscheiden. Versteht er, was er sagt?

Also zunächst stört ihn dabei, dass die Politiker über die Köpfe der Kinder hinweg entschieden haben, ohne diese zuerst zu befragen: "Sie fragen die Kinder aber nicht selbst." Warum sollte man? Die Kinder stellen generell nicht die Lehrpläne auf und Gendern hat sehr viel mit lehren und lernen zu tun. Und wenn - wie er denkt, s.u. - ein Drittel der Kinder sich bei 'Kinder' im Generischen Maskulinum gar nicht angesprochen fühlt, wieso schreibt er dann nicht überhaupt von Kinder*Innen um selbst glaubwürdig zu sein?

Dann singt er Lobeshymnen auf den Kinderkanal Kika, der übrigens schön gendert. Und Kika hat die Kinder zum Gendern befragt [Kika-Studie "Inklusive Sprache in den KiKA-Angeboten"], genau genommen zum Unterschied zwischen „Liebe Schüler …“, „Liebe Schülerinnen und Schüler …“ oder mit Glottischlag „Liebe Schüler*innen …“. Das Ergebnis ist jetzt schwierig für Herrn Freiwald: Das Generische Maskulinum wird von den Kindern mehrheitlich 'akzeptiert' und richtig verstanden, der Glottischlag nicht! Wie schön, denkt man jetzt, dann hört das Gendern im Kika ja auf. Aber nein, man braucht nur die richtige Erklärung um weiter zu tun, was keiner will: "Die Kinder haben dafür wenig Problembewusstsein, denen fällt das oft nicht auf.“ Und er weist darauf hin, dass ein Drittel der befragten Kinder beim Generische Maskulinum nur an Jungen denkt.

Ob das mit dieser Studie festgestellt werden kann? Man stelle sich eine Situation vor, in der eine Schule einen Ausflug macht und ein Lehrer über Megaphon ruft: "Die Schüler der Klasse XYZ treffen sich in 5 Minuten vor dem Eingang zum Park." Bleibt da ein Drittel der Angesprochenen stehen und kommt nicht mit, weil sie nicht verstehen, dass auch sie gemeint sind? Das müsste man mal untersuchen, aber das Ergebnis würde den Forscher*Innen sicher nicht gefallen ... Ich bin sicher, dass das Ergebnis der Studie falsch interpretiert wird: nach etwas gefragt zu werden oder etwas automatisch zu verstehen und zu handeln sind zwei Paar Schuhe - was sich schon in der Studie selbst andeutet: 90% finden "Liebe Schüler" gut oder toll - sollte das heißen, dass die Mädchen zwar nicht verstehen, dass auch sie gemeint sind, es aber trotzdem toll finden? Da kann doch was nicht stimmen.

Und das mit dem Problembewusstsein ist auch so eine Sache, das entwickeln die Kinder nämlich nicht selbst, das wird ihnen beigebracht, sie werden entsprechend 'Konditioniert' - genau das wollen diese Lehrer ja dürfen: Kinder konditionieren. Schon Simone de Beauvoir hat die 'Soziale Konstruktion' erfunden, von Judith Butler aufgegriffen und als Waffe gegen das Patriarchat eingesetzt - jetzt wollen linke Lehrer auch sozial konstruieren dürfen; ohne Auftrag, in freier Entscheidung!

32% der befragten Schüler lehnen "Schüler*innen" ab - die Erklärung von Saskia Weise vom Kika: "Erstaunlich ist das nicht. Kinder erleben ja das, was sie mitkriegen als das, was das Normale ist." Und: "Wenn nur drei Prozent der Kinder überhaupt gegenderte Sprache im Alltag hören, wäre es sehr überraschend, wenn sie diese Form mit „total gut“ bewerten würden." Da 90% der Kinder einen Absatz später gegendert verstehen , ist die Annahme irre, nur 3 % würden gegenderte Sprache hören! Nur 3% wurden von ihren Lehrern gegendert angesprochen, so ist das; aber wer Kika oder anderen ÖRR hört, muss notgedrungen auch gendern. Sie schließt dann: "Wenn wir alle ansprechen wollen, müssten wir das generische Maskulinum eigentlich ausschließen." Nein, das Generische Maskulinum meint per Definition alle! Da muss sie nur täglich drauf hinweisen, dann haben die Kinder das schnell drauf.

Freiwald kommt dann zu dem seltsamen Schluss: "Weder kann man aus der Studie ableiten, dass Kinder Gendern generell ablehnen, noch, dass Kinder die gegenderte Anrede einfordern." Die Studie sagt 86% wollen keinen Glottischlag - was kann man daran nicht verstehen? Und zum Schluss kommt der Hammer: "Wäre ich aber Lehrer, wäre ich sehr unzufrieden damit, wenn 31 Prozent meiner Schüler:innen denken würden, ich meinte mit meiner Ansprache nur Jungen. „Liebe Schüler“ wäre für mich also sowieso keine Option.
Dass bei der Form mit Sonderzeichen bzw. Glottisschlag ein Drittel nicht weiß, wer damit gemeint sein soll, ließe sich natürlich schnell beheben. Eine kurze Erklärung reicht.
"

Diese letzten Sätze erlauben Zweifel an Herrn Freiwalds geistiger Gesundheit: Er benutzt die disruptiv gegenderte Form von der er zu wissen glaubt, dass ein Drittel sie nicht versteht! Dass ein Drittel nicht weiß, was mit 'Schüler:innen' gemeint ist will er dadurch beheben, dass er es den Schülern erklärt. Dass ein Drittel bei 'Schüler' nicht an Mädchen denkt - was vermutlich falsch ist, siehe oben - ist für ihn aber ein unlösbares Problem! Vielleicht sollte man DAS den Schülern einfach mal erklären?

Anhang

Der Artikel im Krautreporter:

https://krautreporter.de/kinder-und-bildung/5371-wollen-kinder-gendern?utm_source=pocket-newtab-de-de

Die Studie des Kika:

Kika-Studie "Inklusive Sprache in den KiKA-Angeboten"
https://kommunikation.kika.de/ueber-kika/verantwortung/studie-geschlechtergerechte-sprache-kinder-100.html#

Die Grafiken der Studie: